Gitarren-Effekte 101: Die richtige Ordnung auf dem Pedalboard

stomp boxes vs multi-effects units - PedalBoard Order

Gitarren-Effekte 101

Die richtige Ordnung auf dem Pedalboard

Letzte Woche sprachen wir über die Auswahl der richtigen “Gitarreneffekte zur Erweiterung deines Sounds” mit den Unterthemen “Gitarreneffekte, die deine Lieblingsprofigitarristen verwenden” und “Gitarreneffekte für jedes Musikgenre“. Nun, da du hoffentlich einige eigene Pedale erworben hast, gibt es noch ein weiteres wichtiges Thema, das das Ergebnis deines Sounds stark beeinflusst – die Reihenfolge deiner Pedale.

Das mag zunächst trivial erscheinen, aber ein wenig Experimentieren zeigt, dass jeder Effekt sehr unterschiedlich reagiert, je nachdem, wie das ursprüngliche Signal durch vorherige Effekte in der Signalkette verändert wurde. Anfangs kann dies ziemlich frustrierend sein; ein Pedal, das für sich allein genommen fantastisch klingt, kann deinen Sound geradezu verderben, wenn es gedankenlos mit anderen Effekten kombiniert wird. Ich werde auf die Grundlagen der Signalkette eingehen und dann erklären, wie man ein Pedalboard so einrichtet, dass es gut klingt. Wie nicht anders zu erwarten gibt es dabei keine “richtige” Art. Vielleicht stellst du fest, dass du durch eine Änderung der Reihenfolge einen völlig einzigartigen Klang erhältst – das wäre fantastisch. Wenn du dich zum ersten Mal mit diesem Thema beschäftigst – umso besser. Dann wäre das eine gute Gelegenheit, mit der Einrichtung deines Pedalboards zu beginnen.

1. Die meisten Gitarristen setzen ihr Drive Pedal an die erste Stelle

Overdrive-, Distortion-, Fuzz- & Boost-Pedale

Gitarristen mit einer Vielzahl von Pedalen setzen im Allgemeinen gerne ihr Drive Pedal an die erste Stelle. Dazu gehören Overdrive- (Übersteuerungs), Distortion- (Verzerrung), Fuzz- oder Boost-Pedale. Manche Gitarristen haben mehr als eines dieser Pedale und setzen sie normalerweise an den Anfang der Kette. Der Grund dafür ist, dass so die reinste Version des Gitarrentons verzerrt oder verstärkt wird. Wenn du ein Delay (Verzögerungs)-Pedal vor das Distortion-Pedal schalten würdest, würden auch die Echos vom Delay-Pedal verzerrt werden, was zu einem unnatürlichen und unsauberen Sound führt. Wenn du ein Overdrive und ein Boost Pedal verwendest, ist es ratsam, das Boost Pedal zuerst zu schalten – das sendet ein stärkeres Signal in das Overdrive, um das Beste aus ihm herauszuholen.

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Overdrive
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Distortion
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Fuzz
booster pedal
Boost


2. Wah & Equalizer (EQ) Pedale

An zweiter Stelle in deiner Kette kommen normalerweise Wah- oder EQ-Pedale. Diese machen sich in der Regel gut, wenn sie direkt auf ein verzerrtes Signal einwirken, ohne dass viel anderes in der Mischung enthalten ist. Wenn du vorhast, einen Kompressor einzusetzen, hast du die Wahl: Für einen natürlicheren Rockton arbeitet der Kompressor am besten direkt nach den Verzerrungs- oder Wah/EQ-Effekten. Wenn du jedoch den dichten klassischen Country-Sound bevorzugst, versuche, den Kompressor ganz ans Ende der Kette zu setzen, so dass er alles breit tritt.

Wah Pedal
Wah
Equalizer Pedal
Equalizer


3. Modulationseffekte

Phaser, Flanger, Chorus & Vibrato Effekte

Nach dem Wah oder EQ solltest du deine Phaser, Flanger, Chorus- oder Vibrato-Effekte einbauen. Wenn sie nach Overdrive/Verzerrung, Wah und EQ folgen, gewinnen die Modulationseffekte einen reicheren und komplexeren Sound, als sie alleine oder im vorderen Teil Ihrer Kette hätten. Allerdings kann es dummerweise auch etwas einschränkend sein, sie ganz an das Ende der Kette zu stellen, weil diese Art von Effekt dazu tendiert, andere, die vor ihm platziert sind, zu überwältigen. Modulationseffekte funktionieren am besten in der Mitte der Effektfolge.

Phaser Pedal
Phaser
Flanger Pedal
Flanger
Chorus Pedal
Chorus
Vibrato pedal
Vibrato


4. Zeitverändernde Effekte

Delay & Reverb

Zeitliche Effekte wie Delay (Verzögerung) und Reverb (Hall) funktionieren im Allgemeinen am besten am Ende der Kette. Wenn du ein Delay am Ende der Kette einsetzt, kann der Effekt allem, was vor ihm kommt, ein natürlicheres Echo verleihen; das Echo selbst wird durch andere Effekte nicht verändert. Dasselbe gilt für Reverb. Die meisten Gitarristen setzen  den Hall als allerletzten Effekt und verwenden gelegentlich den im Verstärker eingebauten Hall über ein Pedal. Verstärker mit eingebautem Hall benutzen in der Regel ein Federelement, das einen wabernden Klang erzeugt, der für viele Arten von Musik gut funktioniert. Wenn du jedoch nach einem größeren Hall suchst, der an einen riesigen Konzertsaal erinnert, ist ein Reverb Pedal wahrscheinlich genau das Richtige für dich. So oder so, wenn man das Reverb an das Ende der Kette setzt, erhält man einen räumlichen, natürlichen Sound, der ein höhlenartiges Echo simuliert.

Delay
Delay
Reverb Pedal
Reverb


5. Experimentieren dringend empfohlen

Wie immer empfehlen wir dir dringend,  mit deiner Pedalreihenfolge zu experimentieren. Angesichts der unzähligen Effektpedale, die derzeit erhältlich sind, kann es ziemlich lange dauern, bis man herausgefunden hat, was am besten funktioniert und in welcher Kombination. Aber die genannte Effektreihenfolge ist ein guter Ausgangspunkt dafür.

Ich bekomme viele Fragen von besorgten Effekt-Enthusiasten über “True Bypass”-Effekte und wie wichtig diese Funktion für den Sound ist. In der nächsten Folge werde ich einige Zeit darauf verwenden, die Vor- und Nachteile von “True Bypass” zu erörtern, und warum du dich dafür interessieren solltest oder auch nicht.

Pedalboard Order


Immer noch verwirrt über Pedalboards? Hier ist die beste Lektion und einige Worte der Weisheit vom Gott der Gitarre selbst – Steve Vai.




Wenn du Spaß am Heimwerken hast, dann schau dir dieses fantastische Video von Guitar World an – Wie man sich zu Hause sein eigenes Pedalboard baut.

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